Phytogene Zusatzstoffe in der Schweinefütterung

Das Verbot antibiotischer Leistungsförderer, die Einschränkung therapeutischer Antibiotika-Einsätze, die Reduktion des Zinkoxid-Einsatzes und weitere Herausforderungen in der europäischen Tierhaltung machen Alternativen im Bereich der Fütterung notwendig.

Neben organischen Säuren, Prä- und Probiotika sind phytogene Zusatzstoffe eine vielversprechende Stoffgruppe, welche zusätzliche Vorteile mit sich bringen. Dabei stellen sie eine natürliche und umweltverträgliche Stoffquelle dar, denen auch die Gesellschaft als Verbraucher tierischer Lebensmittel positiv gegenübersteht.

Welche Vorteile dies sind, und was es mit phytogenen Zusatzstoffen überhaupt auf sich hat, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Was sind phytogene Zusatzstoffe?

Phytogene Zusatzstoffe (alternativ „Phytogene“ oder auch „Phytobiotika“) sind Substanzen pflanzlichen Ursprungs ohne eigenen Nährwert, die dem Futter zum Zweck der Verbesserung tierischer Leistungen bzw. Produkte zugesetzt werden. Wie alle anderen Zusatzstoffe unterliegen sie dem Futtermittelrecht und der damit verbundenen Zulassung und Kontrolle. Phytogene können ganze Pflanzen, Pflanzenteile wie Blätter, Früchte oder Wurzeln, oder Pflanzenextrakte sein. Die Wirkung dieser Stoffe ist je nach Substanz an unterschiedlichen Stellen im Organismus, angefangen vom Mund über den Magen-Darm-Trakt bis hinunter auf die Zellebene, und beruht auf sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Sekundär bedeutet, dass diese Stoffe nicht in direktem Zusammenhang mit dem Pflanzenwachstum und deren Fruchtentwicklung (Primärstoffwechsel) stehen, sondern, dass sie andere wichtige Stoffwechselfunktionen erfüllen. Dies ist im Wesentlichen die Abwehr natürlicher Feinde wie Pilzen, Bakterien und Insekten. Die sekundären Pflanzeninhaltsstoffe sind keine einheitliche Gruppe und es werden viele tausende Stoffe mit variierender Zusammensetzung in den Pflanzen unterschieden. Diese Variation in der Zusammensetzung ist, neben der Pflanzenart und -sorte, von Faktoren wie Klima, Erntezeitpunkt und Extraktionsverfahren abhängig. Somit ist eine systematische Kategorisierung der phytogenen Zusatzstoffe äußerst schwierig.

Warum werden phytogene Zusatzstoffe eingesetzt?

Wie eingangs erläutert, hat der Einsatz von Phytogenen im Allgemeinen das Ziel, die tierische Leistung zu verbessern. Das Wirkspektrum der phytogenen Zusatzstoffe ist jedoch ungemein größer als lediglich eine antibiotische Leistungsförderung, da diese an verschiedenen Stellen im Stoffwechsel des Tieres ansetzen und nicht ausschließlich Bakterien im Verdauungstrakt hemmen. Die beschriebenen Effekte sind, wie in Abbildung 1 dargestellt, insbesondere eine Verbesserung der Futteraufnahme und Futterverwertung, die Unterstützung des natürlichen Leistungspotenzials, antimikrobielle Effekte, antioxidative Eigenschaften und Auswirkungen auf das Immunsystem.

Anwendungsgebiete phytogener Zusatzstoffe

Abbildung 1: Anwendungsgebiete phytogener Zusatzstoffe (nach Christaki et al., 2020)

Reduktion pathogener Mikroorganismen

Ausgehend von der Einschränkung des Einsatzes synthetischer, antimikrobieller Substanzen, ist die antimikrobielle Wirkung von Phytogenen der ursprüngliche, bekannte Einsatzbereich. Dabei haben sich u.a. Oregano und Thymian bzw. deren ätherische Öle als hochwirksame antimikrobielle Wirkstoffe erwiesen. Deren hohe Gehalte an Carvacrol und Thymol sind ursächlich für ihre Wirkung. Aber auch von Nelkenöl und Pfefferminzöl ist die antimikrobielle Wirkung bestätigt. Damit werden im Schweinebereich pathogene Keime wie Campylobacter, Coli-Bakterien, Listerien und Salmonellen unterdrückt, womit das Auftreten von Durchfallerkrankungen verringert werden kann. Weiterhin bedeutet eine geringere Zahl an unerwünschten Mikroorganismen im Dickdarm eine geringere Schadgasproduktion und eine Reduktion bakterieller Toxin-Bildung und somit eine geringere Belastung der Leber mit der Entgiftung dieser Toxine.

Bekämpfung von Parasiten

Weiterhin haben Phytogene auch eine antiparasitäre Wirkung. Dies stellt einen neuen Ansatz in der Bekämpfung, insbesondere von Endoparasiten, dar, denn es ist mit zunehmenden Resistenzen gegen gängige Entwurmungsmittel zu rechnen. So haben sich beispielsweise Oregano-Öl und das Allicin des Knoblauchs als hochwirksame Substanz gegen einzellige Darmparasiten, insbesondere Kryptosporidien und Kokzidien, erwiesen. Die Verbesserung der Darmgesundheit führt zu höheren Wachstumsleistungen von Jungtieren.

Stressreduktion

In Rahmen der Tierwohl-Diskussion rückt der Stress, dem die Tiere durch die Haltung, die hohen Leistungen und den Folgen der Klimaerwärmung ausgesetzt sind, immer mehr in den Fokus. Deshalb bietet es sich an, Phytogene zu füttern, die die Stressempfindlichkeit herabsetzen. Dabei werden beruhigende und sedativ wirkende Pflanzen genutzt. Darunter zählen Hopfen, Baldrianwurzel, Passionsblume, Bachblüten und Melisse. Neben diesem herkömmlich bekannten psychischen Stress gibt es auch noch Stress auf zellulärer Ebene. Dieser entsteht durch ständig ablaufende Entzündungsprozesse, wobei freie Radikale entstehen, welche die Zellen schädigen. Diese Zelloxidation geht einher mit dem Verlust wertvoller Inhaltsstoffe und der Bildung toxischer Verbindungen, was einerseits den Stoffwechsel der Tiere belastet, und andererseits die Qualität der tierischen Lebensmittel herabsetzt. Heutzutage besteht großes Interesse am Ersatz der traditionell verwendeten synthetischen Antioxidantien. Der Einsatz aromatischer Pflanzen wie Oregano, Rosmarin oder Thymian ist hier eine praxistaugliche Alternative.

Stimulierung des Immunsystems

Mehrere phytogene Zusatzstoffe, insbesondere deren phenolischen Verbindungen, besitzen immunmodulierende Wirkungen. Bei der Fütterung dieser Phytogene kommt es zu einer erhöhten Ausschüttung von Abwehrzellen, wie Lymphozyten und Immunglobulinen, aber auch zu einer Aktivierung des unspezifischen Immunsystems. Somit erhöht sich der Schutz der Tiere vor potenziell vorhandenen Erregern und das Krankheitsrisiko sinkt. Es kommt weiterhin zu einer verringerten Produktion von Entzündungsfaktoren, was ein verringertes Entzündungsgeschehen im Körper zur Folge hat und sich somit positiv auf den Gesundheitszustand der Tiere auswirkt.

Verbesserung der Nährstoffeffizienz

Ferner werden Phytogene zur Verbesserung nahezu aller Abläufe im Magen-Darm-Trakt genutzt. Das Hauptziel ist dabei die Verbesserung der Nährstoffausnutzung. Dies kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. So wird durch die Aufnahme von geschmacksanregenden Stoffen, wie wir das vom Würzen von Speisen kennen, die Sekretion von Verdauungsenzymen, Magensaft und Speichel gefördert, was sich positiv auf die Nährstoffverwertung auswirkt. Darüber hinaus wird die Motilität des gesamten Magen-Darm-Trakts erhöht, was eine intensivere Durchmischung des Futterbreis mit den Verdauungssekreten zur Folge hat. Somit können große Nährstoffmoleküle vollständiger abgebaut und die freigesetzten Abbauprodukte im nächsten Schritt besser über die Darmschleimhaut aufgenommen werden. Dies wird zusätzlich unterstützt durch eine verbesserte Gesundheit der Darmschleimhaut, die auf der antioxidativen Wirkung bestimmter Phytogene beruht.

Welche Stoffgruppen werden vorwiegend eingesetzt und wie wirken sie?

Alliine

Alliine sind eine Stoffgruppe, die in Knoblauch, Schnittlauch, Bärlauch und Zwiebeln enthalten sind. Bei der Zerstörung des Pflanzengewebes entstehen diese typischen scharfen Lauchöle. Diese sind im Allgemeinen appetitanregend, antiseptisch, und verdauungsfördernd. Dabei wirkt Allicin, ein Wirkstoff der Alliine, antibiotisch, Immunsystem stimulierend und leberschützend.

Scharfstoffe

Unter Scharfstoffen werden vier Gruppen zusammengefasst, die sich aus ihrer Herkunft ergeben. Es gibt Scharfstoffe aus Paprika, Pfeffer, Ingwer und aus Senf. Capsaicinoide haben ihren Ursprung in Paprika und Pfeffer. Diese regen die Sekretion von Magensäure an, sowie die motorische Bewegung des Verdauungssystems. Die im Ingwer enthaltenen Scharfstoffe werden als Gingerole bezeichnet und sind im Vergleich zu Pfeffer weniger scharf. Die Isothiocynate aus den Senfpflanzen werden chemisch als Glucosinolate bezeichnet. Alle Scharfstoffe bewirken eine Steigerung der Magensaftproduktion und sorgen somit für pH-Verhältnisse im vorderen Magen-Darm-Trakt, die für die Arbeit der Verdauungsenzyme optimal sind. Somit können die Scharfstoffe die Verdaulichkeit des Futters erhöhen.

Gerbstoffe

Gerbstoffe bilden mit Proteinen Komplexverbindungen, welche Oberflächen von Geweben abdichten. Diese sogenannte adstringierende Wirkung wirkt blutstillend, entzündungshemmend und somit können Pathogene nicht in den Organismus eindringen.

Ätherische Öle

Ätherische Öle sind durch Extraktion gewonnene, natürliche Pflanzenöle. Diese Stoffgruppe ist sehr vielfältig, teilweise bestehen die Öle aus bis zu 200 Einzelverbindungen. Somit sind auch deren Wirkungen und Einsatzgebiete sehr unterschiedlich, wie in Abbildung 2 zu erkennen ist. Die gewünschten Eigenschaften von ätherischen Ölen als Zusatzstoffe reichen von antioxidativer Wirkung über antimikrobielle Wirkung bis hin zu einer appetitanregenden Wirkung sowie einer Verbesserung der Verdaulichkeit des Futters.

Übersicht der Wirkung ätherischer Öle

Abbildung 2: Übersicht der Wirkung ätherischer Öle (nach Wald, 2004)

Polyphenole

Auch die Gruppe der Polyphenole ist mit über 8000 identifizierten Verbindungen äußerst zahlreich. Sie sind in sämtlichen Pflanzen zu finden, insbesondere in den Blättern und Früchten. Da sie den Pflanzen zum Schutz vor Fressfeinden dienen, weisen sie häufig einen bitteren Geschmack auf. Polyphenole, insbesondere von der Gruppe der Flavonoide, schützen die Körperzellen vor freien Radikalen. Durch die antioxidative Wirkung der Flavonoide wird die Zellalterung verlangsamt. Daneben wird auch die Produktion von Entzündungsfaktoren aktiv gehemmt. Des Weiteren haben Polyphenole eine immunanregende Wirkung, antimikrobielle Wirkungen und können sogar krebsvorbeugend wirken.

Besonders Polyphenol-reich sind im allgemeinen Kräuter (bspw. Pfefferminze, Oregano und Salbei), Beeren (bspw. Heidelbeere, Himbeere und Brombeere), Tee, Kaffee und Kakao, aber auch Äpfel, Weintrauben und Oliven.

Welche Probleme können beim Einsatz phytogener Zusatzstoffe auftreten?

Da die Wirksamkeit vieler Zusatzstoffe oftmals nicht auf einzelne Komponenten zurückzuführen ist, ist die sichtbare Wirkung einer Pflanze sehr wohlbekannt, jedoch nicht unbedingt deren wirkbestimmenden Substanzen. Somit kann es beträchtliche Unterschiede in der Wirkung geben, je nachdem, ob eine ganze Pflanze, Teile davon oder deren Extrakte an Tiere verfüttert werden. Aber auch die Verarbeitungstemperatur und Lagerungsdauer der Futtermittel spielen eine Rolle, da ätherische Öle oft bereits bei Raumtemperatur flüchtig sind. Somit können sich Produkte, die mit den „gleichen“ Zutaten werben, in ihrer Wirkung erheblich unterscheiden. Es bietet sich daher an, Rohsubstanzen zu verwenden. Neben den wirkbestimmenden Substanzen und den genauen Wirkmechanismen sind auch die Wechselwirkungen mit anderen Futterbestandteilen weitestgehend unbekannt. Jedoch können phytogene Zusatzstoffe mit adstringierenden Eigenschaften, wie bspw. Tannine, sich durch Wechselwirkungen mit Proteinen negativ auf deren Verdaulichkeit auswirken.

Weiterhin ist zu beachten, dass die antimikrobielle Wirkung einiger Substanzen lediglich im Labor festgestellt werden konnte und sich im Tierversuch nicht bestätigt hat. Darüber hinaus wurden für eine mit gängigen Antibiotika vergleichbare Wirkung so hohe Dosen an ätherischen Ölen benötigt, welche in der angewandten Fütterung nicht praktikabel wären. Diese wären ungenießbar bis toxisch für die Tiere, es würde sich das Gegenteil der gewünschten Wirkung einstellen. Auch macht die Unkenntnis über einige wirkbestimmende Substanzen eine standardisierte Dosierung nicht überall möglich.

Welchen Nutzen bringen phytogene Zusatzstoffe von ActivePro?

ActivePro verwendet bei der Wahl der phytogenen Wirkpflanzen weitestgehend natürliche Rohstoffe und bringt diese direkt in die Futtermittel ein. Diese sind zum größten Teil lediglich getrocknet und zerkleinert, sowie von unerwünschten Fremdpflanzen gereinigt. Auf eine weitere Bearbeitung der Stoffe wird verzichtet, damit wichtige wirkbestimmende Substanzen erhalten bleiben. Weiterhin wird mit der Verwendung originärer Rohstoffe sichergestellt, dass diese ihre volle Wirkung an den gewünschten Zielorten im Organismus entfalten. Folgende Phytogene sind in ActivePro Produkten enthalten und fördern die Gesundheit und Leistungsfähigkeit Ihrer Sauen, Ferkel und Mastschweine. Damit sparen Sie nicht nur wertvolle Arbeitszeit, Geld für Behandlungen und Tierarztkosten, sondern ersparen auch den Tieren Stress und Infektionen.

Wirkstoffpaket: Produkt Nutzen
FlavoVital®:

VitaPilot®

  • antioxidativ
  • entzündungshemmend
  • reduziert freie Radikale
  • fördert nützliche Mikroorganismen im Verdauungstrakt
Triotin®:

ProtecTail®

  • fördert körpereigene Immunabwehr
  • beruhigende Wirkung
  • antimikrobiell
  • reduziert Entzündungsprozesse
  • verdauungsfördernd
  • beschleunigte Wundheilung
Protectin®:

  • verdauungsfördernd
  • unterstützt körpereigene Abwehr
  • die natürliche Wirkstoffkombination hilft, Ihren Hochleistungsbestand gesund zu erhalten
  • das Leistungspotenzial der Tiere kann voll ausgeschöpft werden

Fazit

Der Einsatz phytogener Zusatzstoffe bietet, in Bezug auf die Aufrechterhaltung der tierischen Leistungen sowie der Tiergesundheit, neue Perspektiven in der Fütterung. Trotz noch offener Fragen in Bezug auf Wirkungsweise, Dosierung oder Wechselwirkung können phytogene Zusatzstoffe die Produktivität der Nutztiere auch jetzt schon hervorragend unterstützen. Darüber hinaus erfüllen diese Naturprodukte die Anforderungen der Verbraucher nach einem verringerten Medikamenteneinsatz in der Nutztierhaltung, wodurch sie im Vergleich zu chemisch synthetisierten Zusatzstoffen immer weiter an Bedeutung gewinnen. Phytogene Zusatzstoffe sind ein sich rasant entwickelnder Forschungsbereich, der sein volles Potenzial noch nicht ausgeschöpft hat.

Wir von ActivePro können bereits einige Erfahrungen in diesem Bereich vorweisen und Sie in Ihrer täglichen Arbeit mit bewährten Produkten unterstützen. Und auch zukünftig arbeiten wir daran, Schweinefütterung an den sich wandelnden Anforderungen und Möglichkeiten auszurichten.


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